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Widerruf und Rückabwicklung von Lebensversicherungen – Wissenswertes & Alternativen

Widerruf und Rückabwicklung von Lebensversicherungen – Wissenswertes & Alternativen

Wann kann eine Lebensversicherung widerrufen werden?

Am 7. Mai 2014 hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass bei vielen Verträgen keine ausreichende Widerrufsbelehrung erfolgt ist, da die Belehrungen nicht die formalen Anforderungen erfüllten oder falsch waren. Für die Versicherungsnehmer kann dies bedeuten, dass sie die abgeschlossene Lebensversicherung nach vielen Jahren noch widerrufen können. Die folgenden Fehler wurden in vielen Fällen seitens der Versicherer gemacht:

  • Die Widerspruchsbelehrung wurde nicht eindeutig hervorgehoben
  • Die Belehrung stand in den Versicherungsbedingungen
  • Der Hinweis auf die Form des Widerrufs war fehlerhaft
  • Die Frist für den Widerspruch war fehlerhaft
  • Die Versicherung stellte keine Tabelle mit Rückkaufswerten bei Vertragsabschluss zur Verfügung
  • Bei fondsgebundenen Verträgen wurden die Versicherten nicht über die einzelnen Fonds informiert
Häufig finden sich Anhaltspunkte für den sogenannten Widerrufsjoker in Verträgen, die zwischen 1994 und 2007 nach dem sogenannten Policenmodell abgeschlossen wurden. Auf das Widerspruchsrecht wurde möglicherweise erst bei Zusendung des Versicherungsscheins oder der Police hingewiesen.

Wie widerrufe ich meine Lebensversicherung?

Alles in allem handelt es sich um ein sehr komplexes Thema, zu dem es mittlerweile viele Urteile gibt. Auch wenn nach Prüfung der Unterlagen die Ersteinschätzung von Rechtsanwälten eine Rückabwicklung möglich erscheint, bedeutet das nicht, dass die Kunden die Ansprüche gegenüber dem Versicherer auch durchsetzen und den Versicherungsvertrag erfolgreich rückabwickeln lassen können. Da es für die Versicherer um sehr viel Geld geht, versuchen diese in vielen Fällen die Verbraucher von der Rückabwicklung ihrer Lebensversicherung abzuhalten. Möglicherweise wird daher die Einschaltung eines Anwalts notwendig sein, um die eingezahlten Beiträge aus dem Versicherungsvertrag mit einer Nutzungsentschädigung zurück zu erhalten. Ob sich der Widerruf der Altersvorsorge lohnt oder möglicherweise eher eine Kündigung in Frage kommt, muss der Versicherungsnehmer prüfen und entscheiden.

Wie lange dauert die Rückabwicklung einer Lebensversicherung?

Nach dem erfolgten Widerruf ist es keine Seltenheit, dass der Versicherer die Rückabwicklung ablehnt und sich darauf beruft, dass Widerspruchsbelehrung nicht fehlerhaft war, die Kunden ordnungsgemäß belehrt wurden und deshalb kein Rückabwicklungsanspruch besteht. Die Ablehnungsschreiben beziehen sich häufig auf Urteile, die sich auf einen ähnlichen aber nicht den exakten Sachverhalt beschreiben. Auch der Hinweis, dass die Frist für die Ausübung des Widerrufsrechts abgelaufen ist wird dem Anwalt oder dem Versicherungsnehmer häufig entgegengehalten. Somit kann vom ersten Rückabwicklungsgespräch, der Ersteinschätzung eines Anwalts bis zur Auszahlung viel Zeit verstreichen. Falls der Anspruch über ein Urteil geklärt werden muss, kann sich die Dauer bis Geld fließt deutlich hinziehen. Der Verbraucher muss nämlich sein Widerspruchsrecht mit vielen Unterlagen gegenüber der Versicherung nachweisen. Dazu gehören:

  • Versicherungsbedingungen
  • Verbraucherinformationen
  • Versicherungsschein
  • Widerrufsbelehrung
Nicht immer hat der Kunde alle zum Vertrag gehörenden Unterlagen noch in seinen Akten. Ein Widerruf kann sich daher schwierig gestalten.

Lebensversicherung verkaufen


Warum eine Lebensversicherung widerrufen?

Beim erfolgreichen Widerruf eines Versicherungsvertrages kann der Versicherte die gezahlten Beiträge von der Versicherung zurückfordern. Neben den gezahlten Prämien kann der Kunde laut BGH auch eine Nutzungsentschädigung fordern. Allerdings muss der Kunde dies gegenüber der Versicherung mit einem mathematischen Gutachten nachweisen. In diesem finden neben den Beiträgen, auch die Risikokosten, die Verwaltungskosten und die Zinsen eine adäquate Berücksichtigung. Das Gutachten prüfen in der Regel die Aktuare und Anwälte des Versicherers und entscheiden dann, ob und ggf. in welcher Höhe die Versicherung zahlt. Im Optimalfall erhält der Policeninhaber einen höheren Wert als bei einer Kündigung. Ob sich der Aufwand lohnt entscheidet sich daher immer am Ende des Prozesses.

Wie lange kann man eine Versicherung widerrufen?

Nach der Rechtsprechung führen Fehler in der Widerrufsbelehrung der Police zu dem sogenannten ewigen Widerrufsrecht. Glaubt man den Aussagen diverser Anbieter, so lassen sich aus allen in der Vergangenheit abgeschlossenen Verträgen erhebliche Mehrerlöse im Vergleich zu einer Kündigung erzielen.
Allerdings sollte man die großspurigen Versprechen diverser Anbieter kritisch hinterfragen. Der erfolgreiche Widerruf einer Lebensversicherung ist abhängig von mehreren Faktoren. Die Behauptung, der Abschluss zwischen 1994 und 2007 ist ausreichend, um jede Lebensversicherung widerrufen zu können, ist sicher falsch. Dazu ist das Versicherungsrecht schlichtweg zu diffizil.
Auch die Aussage, man könne bereits gekündigte Verträge widerrufen oder verkaufen bedarf immer einer Einordnung im Gesamtkontext. Es gilt die Entwicklungen der aktuellen Rechtsprechung im Auge zu behalten.

Welche Alternativen gibt es zum Widerruf einer Lebensversicherung?

Eine mögliche Alternative ist der Verkauf der Lebensversicherung an Zweitmarktunternehmen. Dort existieren Geschäftsmodelle, die eine schnelle Liquiditätsbeschaffung mit einer sinnvollen Nachbearbeitung kombinieren. Der Vorteil für den Kunden liegt in der schnellen Auszahlung. Sofern der Policeninhaber die notwendigen Unterlagen vorlegt, kann die Auszahlung schon nach 18 Tagen erfolgen. In einem zweiten Schritt wird dann geprüft, ob ein Widerruf rechtlich und wirtschaftlich Sinn macht. Für den Versicherungsnehmer kann diese Variante deshalb interessant sein, da er weder für das notwendige Gutachten noch für die juristische Prüfung vorab bezahlen muss.

Fazit: Der Widerruf und die mögliche Rückabwicklung einer Lebensversicherung kann eine interessante Variante für die Auflösung einer Lebensversicherung sein. Der Policeninhaber sollte genauestens abwägen, welcher Weg für ihn der sinnvollere ist, da sich die Rechtsprechung ständig weiterentwickelt und somit viel Fachwissen benötigt wird.


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